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Neue Ausschreibung der Geschichtswerkstatt Europa

Das Programm der Stiftung 'Erinnerung, Verantwortung und Zukunft' fördert im Jahr 2012 internationale Projekte, die sich mit Krieg, Nachkrieg, Kalter Krieg - Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg im Zeichen des Neuanfangs (1945 bis 1960) auseinandersetzen.

Im Mittelpunkt steht das Nachwirken des Zweiten Weltkrieges in den europäischen Gesellschaften  in den ersten 15 Jahren nach Kriegsende. Wie wurde im Zeichen des gesellschaftlich intendierten Neubeginns mit den noch gegenwärtigen individuellen Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg umgegangen? Die Projekte sollen auf einem von drei Themenfeldern angesiedelt sein, auf  denen unterschiedlichen Praktiken im Denken bzw. Nicht-Denken an die  Vergangenheit in der Nachkriegszeit besonders deutlich werden: Rückkehr, Transfer und Geschichtspolitik.

Rückkehr Im Nachkrieg waren in Europa Millionen von Menschen unterwegs. Hinter ihnen lagen Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft, frühere Flucht und Vertreibung. Viele kehrten zurück in eine durch den Krieg und seine Folgen veränderte und für sie fremde Umgebung. Wie gelang es diesen Menschen, sich in die neuen Bedingungen einzuonden?

Was entschied darüber, ob sie das Erlebte verschweigen oder mitteilen wollten? Wie gestalteten sich die Gespräche über das Zurückliegende innerhalb der Familien? Welche Rolle spielten Verbände von Verfolgten  und heimkehrenden Kriegsgefangenen für die Konstituierung von Erinnerung in den jeweiligen Gesellschaften?

Transfer Nach 1945 wurden die Kontaktmöglichkeiten zwischen Ost und West kontinuierlich eingeschränkt. Ein Austausch über die Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkriegs war über die neue Kon`iktlinie hinweg kaum möglich. Mehr noch: In beiden Lagern setzten sich Interpretationen der Kriegsereignisse durch, die dem jeweils anderen Schuld zuwiesen. Dennoch bestanden in der direkten Nachkriegszeit Ver`echtungen und Verbindungen zwischen beiden Blöcken fort. Konnten sich auf diesen Wegen alternative Erinnerungsdiskurse entwickeln? Welche Rolle spielten dabei informelle private, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Netzwerke? Konnten gemeinsame, West und Ost verbindende, Erinnerungen überleben und wenn  ja, in welcher Form?

Geschichtspolitik Die historischen Meistererzählungen, die in der Zeit nach 1945 in Europa entstanden, waren Bestandteil der ideologischen Konfrontation des Kalten Krieges. Sie sollten gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen und blendeten aus, dass es im Krieg selbst teilweise ganz andere Koalitionen gegeben hatte. Sie leugneten die Opfer der jeweils anderen Seite und sollten die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse löschen. Welche Rolle spielte die Geschichtspolitik für die ideologische Formierung der beiden verfeindeten Blöcke? In welchen Formen nationalstaatlicher Geschichtspolitik (Denkmälern, Riten, Heldenerzählungen, Gesängen etc.) wurde diese Erinnerung von oben implementiert? In welchen Situationen kollidierte sie mit dem Gedächtnis lokaler, nichtstaatlicher Akteure?


Weitere Informationen zum Thema und den Förderbedingungen, die FAQs sowie die englische Version des Ausschreibungstextes sind unter www.geschichtswerkstatt-europa.org zu finden.

Zielgruppen: Nachwuchswissenschaftler, Journalisten oder andere Akteure der Zivilgesellschaft, die gemeinsam mit einem Partner (Person oder Institution) aus Mittel- bzw. Osteuropa oder Israel ein Projekt zu unserem Ausschreibungsthema realisieren wollen. Eine Projektskizze kann vom 1. April bis zum 15. Mai 2011 über das Online-Formular von der Webseite eingereicht werden.


Fragen werden beantwortet sowie weiter Informationen unter http://geschichtswerkstatt-europa.org/faq.html. (Quelle: Institut für angewandte Geschichte e.V. Frankfurt (Oder) - Tel: (0335) 5534 5537, Fax: (0335) 5534 72327)

Die Geschichtswerkstatt Europa ist ein Programm der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" zur Auseinandersetzung mit europäischer Erinnerung. Die Förderung von Projekten wird vom Institut für angewandte Geschichte in Kooperation mit der Europa- Universität Viadrina koordiniert. Ein Internationales Forum wird vom Global and European Studies Institute der Universität Leipzig ausgerichtet.

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