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Ausstellung „Deutsches Kulturerbe“ findet ihren Platz im Stadtmuseum von Ústí nad Labem

Es war im Grunde ein historischer Moment für sich: Bei einer Pressekonferenz in Prag präsentierte die im Jahr 2006 gegründete Forschungsgesellschaft „Collegium Bohemicum“ Anfang September das vollendete Konzept einer Dauerausstellung, an dem sie seit zwei Jahren arbeitet.

Im Sommer 2011 öffnet das bis dahin renovierte Stadtmuseum in Ústí nad Labem (Aussig) seine Pforten; in der ersten Hälfte des Jahres 2012 soll dort außerdem die Dauerausstellung zur Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Bevölkerung in Böhmen einziehen.

Die Exposition, die sich über zwei Stockwerke mit jeweils mehreren Abteilungen erstreckt, wird die erste historische Sammlung in Tschechien sein, die sich mit der deutsch-böhmischen Bevölkerung – „unseren  Deutschen“, wie sie im Ausstellungskatalog genannt wird – auseinandersetzt. 

„In den böhmischen Ländern haben die Deutschen wohl in allen Bereichen menschlichen Wirkens ihre Spuren hinterlassen“, sagte Blanka Mouralová, Direktorin des Collegium Bohemicum, bei der Pressekonferenz, bei der Kulturminister Jiří Besser (TOP 09) die staatliche Förderung des Projekts bekannt gab und die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Sachsen unterstrich.

Die Kuratoren des Museums wollen den Besucher durch eine Ausstellung führen, die zeigt, dass das Miteinander von Deutschen und Tschechen keineswegs immer einem Krisenherd gleichkam. „Die Katastrophe, mit der das deutsch-tschechische Zusammenleben endete, hat für lange Zeit vergessen lassen, dass eben jenes Zusammenleben trotz aller Probleme vor allem auch eine Quelle der Inspiration war“: So steht es im Ausstellungskatalog beschrieben. Gerade deshalb tun die Historiker, die die Ausstellung erarbeiten, richtig daran, einen breiten geschichtlichen Rahmen um die „Katastrophe“ zu bauen, der vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart reicht. Dabei stellt der Aufbau der Exposition auch museumspädagogisch eine Besonderheit dar. Denn der Pfad, der den Besucher entlang der rund 1500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche führt, soll nicht konsequent einer chronologischen Richtung folgen. Sobald der Gast den Eingangsbereich, in dem grundlegende Begriffe erklärt sowie ein Abriss der sich im 19. Jahrhundert voneinander abgrenzenden Bevölkerungsgruppen im tschechischen Raum gezeichnet werden, durchquert hat, steht er vor der Wahl: Will er sich – ausgehend vom Jahr 1848, das als wesentliche Zäsur die gesamte Ausstellung dominiert – rückwärts bis ins 13. Jahrhundert in die Vergangenheit bewegen oder sich, dem Zeitverlauf nach dem Revolutionsjahr folgend, bis zur Gegenwart vortasten? (Quelle: Prager Zeitung, von Isabelle Daniel)

Das Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen des Ziel 3-Programms zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik in der EUROREGION ELBE/LABE unterstützt.

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